Die Trappisten – Gottes Braukunst ist ein Hochgenuss

Ein kalter Wintertag in Dordrecht: Tantchen und Dina erkunden den historischen Stadtkern. Der längere Fußmarsch lässt uns frösteln. ” Jetzt eine heiße Schokolade!”-kaum ausgesprochen stehen wir vor einem unscheinbaren Cafe. Nichts wie rein, das Heißgetränk geschlürft.

Aufgewärmt schauen wir uns um.
“Irre, guck mal, Regalwände voller unterschiedlicher Biergläser! Hinter dir hängen Bilder, Fotos, Sprüche, die alle mit Bier zu tun haben – spannend!“

Ob die Speisekarte auch eine Besonderheit aufweist?” Tantchen und Dina stieren mit Riesenaugen auf das Angebot. Nix Bockwurst mit Salat. Nein, Biersorten aus aller Herrenländer aufgeführt nach Namen und Alkoholgehalt. 158 Sorten!

Da müssen wir doch eins probieren. Was macht Frau, wenn sie von Nichts `ne Ahnung hat? Sie schaut auf klangvollen Namen.

Trappistenbier hört sich spannend an. Locker naiv lässt es sich allerdings nicht bestellen. Freundliche Frage: „Westmalle?“ Wir nicken. „Dubbel oder Tripel?“ Oh weh, welche Geheimsprache.

Unser Unwissen bekennend erfahren wir, Dubbel enthält 7% Alkohol, Trippel mehr. Westmalle Tripel wird als “Mutter aller Tripel” bezeichnet. Aha.

Dubbel der Marke Westmalle ist ein Trappistenbier, das in der Flasche nachgärt. Dieses Bier wird in einer Schale serviert, damit es atmet und das volle Aroma entfalten kann. Voller Erwartung nehmen wir den ersten Schluck: Köstlich-lecker! Würzig fruchtiger Geschmack mit einem milden Mundgefühl.

Wir betrachten das Flaschenetikett, staunend lesen wir, dass ein Großteil des Bierverkaufs an soziale Einrichtungen geht. Phantastisch, wir trinken für einen guten Zweck!

Jetzt möchten wir es genau wissen, so erfahren wir: Trappisten sind ein Zweig der reformierten Zisterziensermönche . Der Name stammt von der historischen Abtei “La Grande Trappe” in der Normandie. Die Bezeichnung “Trappiste” ist streng geschützt.
Nur Biere, die in einer Zisterzienserabtei unter den wachsamen Augen der dort lebenden Mönche gebraut werden, dürfen die Bezeichnung “Trappiste” tragen. Die Brauereien arbeiten nicht profitorientiert. Die Einnahmen decken den Lebensunterhalt der Mönche und die Instandhaltung der Abtei. Was übrig bleibt, schenken die Mönche sozialen Einrichtungen und Menschen in Not.

Von allen Bieren in der Welt dürfen sieben den Namen Trappiste tragen, sechs werden in Belgien, das siebte in den Niederlanden produziert. Ausschließlich obergärige Fermentierung wird angewandt. Die Zutaten: Malz, Hopfen, Hefe, Kandis und Grundwasser werden nach eigener Rezeptur gemengt. In welchem Verhältnis die Hopfensorten miteinander gemischt werden, bleibt geheim.
Vor der Flaschenabfüllung werden Zucker und Hefe zugesetzt. 3 – 6 Wochen lagern die Flaschen zur Reifung bei ca. 25 Grad, so sind die Biere bis zu fünf Jahre haltbar. Trappistenbiere soll man nie im Kühlschrank lagern, dort werden sie trüb. Ideale Lagertemperatur: 12-14 Grad. Temperaturschwankungen und Licht sind wegen Geschmacksbeeinträchtigung zu vermeiden.

Bekanntlich steht es sich auf einem Bein schlecht, vor allem angeheitert! Ergo probieren wir noch ein Chimay.

Es werden drei Basis Sorten Chimay-Trappiste produziert (unterschiedliche Etikettenfarben): Rouge 7%, Tripel 8%, Bleue 9%. Braustätte des Chimay: Kloster Notre-Dame de Scourmont im südlichsten Teil Belgiens, das bekannteste Trappistenkloster mit der absatzstärksten Brauerei. Seit 1862 wird hier Trappistenbier gebraut. Das Geschmackserlebnis des Chimay beruht auf der eigenen Gärhefe aus “Reinkultur”, die zusammen mit dem klostereigenen Brunnenwasser für die Qualität dieses Biers sorgt.

Genug des Dozierens, Vorschlag vom beschwipsten Tantchen und Dina: Sollte ein Trappistenbier angeboten werden, flugs probieren. Wir schließen uns den Bierkennern an: Trappistenbiere sind “Geschenke des Himmels”.

Liebe Grüße, Tantchen

24 thoughts

  1. Na, da bekomme ich direkt Durst!
    Nur schade, dass es hier in Norfolk kein Trapistenbier gibt. Damit würden sich die Engländer allerdings um Kopf und Kragen saufen. Sie sind ja weitgehend schwaches Bier gewohnt.
    Übrigens trank ich in Dordrecht auch ein Quadrupel, das über zehn Prozent Alkohol hat und deswegen vom Allerfeinsten schmeckt – und reinhaut 😉

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    • Das Quadrupel probierten wir auch:-), aber an dieser Stelle ist Frau um Haltung bemüht, ja mei haut das rein. Und auf die Hüften. 🙂

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    • Mittlerweile wissen wir, auch in Norfolk gibt’s Trappistenbier. Oh ja!
      Wir haben es In Blakeney im kleinen Sparladen gekauft, in Holt beim Budgens. Augen auf und man findet es eigentlich oft im Sortiment.
      😉

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  2. Ob du es glaubst oder nicht … gerade im Moment dachte ich: ein Bier wäre jetzt nicht schlecht.

    Dann besuch ich dein Blog und finde das hier. Wie gern würde ich genau jetzt eines dieser Gläser leeren. Gern auch zwei oder drei …

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    • Wie ich aus deinen schönen Ammersee-Fotoblog entnehme, schaust du aus dem Fenster auf ein Kloster das auch bekanntlich Gutes braut? Ist das empfehlenswert?

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  3. Hallo Dina, ich habe zwar schon Andechser Bier getrunken. Aber über die Qualität kann ich mich nicht auslassen. Ist zu lange her. Wenn ich mal welches trinke, dann “Edelstoff”, kommt – glaube ich – von einer Münchner Brauerei.
    Aber das Andechser Bier ist bestimmt auch gut – ist schließlich von Mönchen gebraut … 😉

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    • Bier trinken bildet, ich hatte bis heute noch nie was von “Edelstoff” gehört. Jetzt habe ich gegooglet und bin bald bereit eine Weiterbildende Reise anzutreten. 🙂
      Tantchen und ich haben Wallonien und die Trappistenklöster auf unseren Wunschzettel stehen. Der ist Ausbaufähig!

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  4. Ja, ich habe auch vor nicht so langer Zeit im Kloster Andechs Andechser Bier getrunken, es war sehr lecker und haute auch sehr rein, wenn ich das so sagen darf. Zumal man in Andechs zünftig aus dem Maß trinkt. Das sollte ich mal hier im Pub einführfen, das Maßtrinken, da würden die Engländer voll drauf abfahren und ihr Pint glatt stehen lassen.
    Cheers!
    🙂

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  5. Ja,wenn ich all diese “köstlichen” Empfehlungen lese,sollten Dina und Tantchen-klar der Master darf auch mitreisen, die Orte anfahren,um höchstpersönlich eine Testung vorzunehmen,vielleicht “springt” ein Bierführer,nach dem Motto: die best schmeckenden Biere (Europas),dabei raus.

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  6. Liebe Dina,
    beim Stöbern in Deinem Blog bin ich auf diesen Eintrag gestoßen, und da werden Erinnerungen wach – an die Zeit, als ich mein Segelboot in Belgien liegen hatte und das leckere [und gefährliche 😉 ] Trappistenbier [damals war es Affligem] genossen habe.
    Liebe Grüße aus dem südlichen Texas [wo ich übrigens Trappistenbier auch bekommen kann],
    Pit
    P.S.: Warum haben eigentlich gerade die Trappisten – mit ihrem Schweigegelübde – dieses Bier gebraut? Weil es, da sie ja schweigen mussten, nicht sogleich auffiel, wenn sie etwas zu viel davon hatten? Denn ansonsten, da Alkohol ja bekanntlicherweise redselig macht, kann es ihrem Gelübde ja nicht gerade dienlich gewesen sein.

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    • Lieber Pit,
      gute Frage!
      ich meine, der Ursprung der Bier brauenden Trappisten geht auf eine Reform zurück, nach der den Mönchen der Konsum von Bier erlaubt war, wenn sich das örtliche Wasser als ungenießbar erwies. 🙂
      Da dies in den größten Teilen Europas während des Mittelalters durchaus der Fall war und außer Wasser nur Milch, mehr oder weniger ein Luxusartikel, als nicht alkoholisches Getränk zur Verfügung stand, durften die Mönche also Bier genießen. Und begannen recht schnell, dieses in eigenen Klosterbrauereien herzustellen. Und dann sind sie wahrscheinlcih auf den Geschmack gekommen??

      Liebe Grüße nach Texas!
      Dina

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    • Hallo Dina,
      diese Erklärung kannte ich nur allgemein, nicht speziell auf Mönche bezogen, dass nämlich im Mittelalter Bier gesünder war als Wasser, weil es nämlich nicht mit Keimen etc. verseucht war, und dass man es deswegen auch schon Kindern zu trinken gab – als Schwachbier zwar, aber immerhin. Von Abkochen zum Töten der Keime hatte man damals ja noch keine Ahnung.
      Das mit der Erlaubnis für Mönche kenne ich anders, nämlich bezogen auf die Fastenzeit, und ob Mönche dann auch Bier trinken dürfen. Angeblich haben sie Proben ihrer Braukunst nach Rom gesandt, um da entscheiden zu lassen. Und als das Bier nach der langen Reise über die Alpen in Rom ankam, war es natürlich sauer geworden, und der damalige Pabst entschied nach dem Probieren, dass dieses Getränk durchaus für die Fastenzeit erlaubt sei, da es eher eine Strafe als ein Genuss sei. So oder ähnlich ist mir die Geschicte in Erinnerung. Es sollen übrigens bayrische Mönche gewesen sein.
      Vielleicht können wir das ja mal genauer rauskriegen.
      Liebe Grüße ins Rheinland aus dem südlichen Texas, und nich einen schönen “Restsonntag”,
      Pit

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  7. Das Bier – ich habe mal was dazu gelernt, also:
    1) Man muss wissen, dass Bier erst seit dem 19. Jahrhundert in Flaschen abgefüllt worden ist. Vorher gab es kein haltbares Bier, jeder braute sozusagen sein Bier selbst im Haushalt. Theoretisch jedenfalls, denn
    2) war das Recht auf Bierbrauen und auch auf Bier-Ausschank ein Recht des Landesherren, der es dann weitergeben, verkaufen, verpfänden und verpachten konnte.
    3) So sind viele Klöster (welcher Richtung auch immer) an das Bierbraurecht gekommen, entweder gehörte es bei der Stiftung des Klosters durch den Landesherren schon zur “Grundausstattung”, oder sie haben es irgendwann geschenkt bekommen oder der Landesherr musste es einem Kloster abtreten, weil er zu viele Schulden hatte (gab es früher auch schon, überschuldete Staaten).
    4) Die Klöster haben dann das Braurecht wiederum an jemand, meist den Ortsvorsteher, in den Dörfern, die zum Kloster gehörten, weitergegeben (((weshalb meine Vorfahren auch bis 1822 oder so das alleinige Braurecht im Dorf hatten)))
    5) Bier trinken wurde nicht als Gegensatz zum klösterlich-asketischen Leben gesehen, ganz einfach, weil jeder Bier getrunken hat.
    6) Dazu muss man wissen, dass das Bier im Mittelalter und in der frühen Neuzeit offenbar ((das sind nur Vermutungen, es sind keinerlei Rezepte überliefert))) ein anderes Gebräu war als heute. Es war wohl dunkler, dicker und enthielt viel weniger Alkohol. Bis weit in die Neuzeit hinein haben die Leute zum Frühstück Biersuppe gegessen. Bier, in das Brot hineingebrockt worden ist – auch die älteren Kinder.
    7) Weil das Zeugs also recht nahrhaft war (ist es ja heute noch) und gleichzeitig völlig fleischlos, war es auch eine gute Speise für Fastentage (weiß kaum einer, aber bis ins späte 19. Jahrhundert hinein hat es in der katholischen Tradition im Jahr über 150 fleischlose Tage gegeben), weshalb alle Mönche nicht nur eigene Fischteiche angelegt haben, sondern auch dafür Sorge getragen haben, dass täglich genug Biersuppe auf den Tisch kam.
    8) Was heute als Trappistenbier verkauft wird, hat allerdings keine so alte Tradition. Diese heutigen hochprozentigen Biere werden in Belgien erst seit etwa 1880 gebraut. Ein Trappistenkloster (Orval) braut noch heute ein Bier, das nur 1% Alkohol hat. Das wird nicht verkauft, sondern von den Mönchen selbst getrunken, es ist ihr “Hausbier”.

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  8. Bei einer Führung: Essen/Trinken im MA,erfuhr ich, das auf Grund der Wasserqualität, Bier und Wein zum Alltag gehörten. Wein war das höherwertige Getränk.
    Bis ins späte MA gehörte zu den Hausfrauenpflichten Bier zu brauen. Man unterschied
    Heimbrauereien für den Eigenbedarf. Bei Überproduktion, war der Verkauf nur legal, wenn der Landesherr eine Genehmigung erteilte,wegen der Steuern/Abgaben.
    Klosterbrauereien spielten ab dem 9. Jhdt. eine große Rolle; ein Förderer war Karl der Große. Die Mönche konnten ihr Bier preisgünstig verkaufen. Der Grund: gr. Ländereien,fehlende Personalkosten und Befreinung von Steuern/ Abgaben.
    Mit der Zeit entwickelten sich die Heimbrauereien zu gewerblichen .Den Klöster wurde der Bierverkauf erschwert. Da sie keine Abgaben zahlten,sahen die Landesherren ihre Geldsäckel schrumpfen.
    Lagerbier kam gegen 1841 in Wien,erstmalig, auf den Markt.

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