Unterwegs in Patagonien. Gletscher-Sightseeing am Lago Argentino von Roswitha Mecke und Martin Haeusler

Lassen wir die Anreise weg, die Taxifahrt durch das schwülheiße nächtliche Buenos Aires, den vergeblichen Versuch, in einem sogenannten Boutique Hotel, dessen Besitzer die vielen guten Bewertungen wahrscheinlich selbst geschrieben hatte, ein Auge zuzumachen, lassen wir den wackligen Inlandflug nach El Calafate weg, diese Wild-West-Stadt ohne Stadtplanung, in der Hotels für Leute wie uns aus dem Boden sprießen und wo der patagonische Steppenwind wie immer unerbittlich und kalt durch die Straßen pfeift, lassen wir die Busfahrt zum Hafen und die lange Menschenschlange vor der Bude, in der man Eintritt in den Nationalpark zu zahlen hat, lassen wir das alles weg und begeben wir uns direkt auf das Schiff: Große Ganztags-Gletschertour über den Lago Argentino.

Es ist noch früh am Tag, der kalte Wind bläst von den chilenischen Anden herab, die irgendwo in den Wolken stecken. An Deck befindet sich nur eine Handvoll Raucher, 250 weitere Fahrgäste sitzen im warmen Fahrgastraum.

Die Argentinier haben sich fein gemacht, wie man sich halt fein macht, wenn man einen Familienausflug mit einem Ausflugsdampfer macht. Sie schleppen dicke Taschen mit, in denen, wie sich zeigen wird, Verpflegung für die ganze Großfamilie steckt: Schnitzel, Salate, saure Gurken im Glas, jede Menge der landestypischen weichen Brötchen, die der deutsche Bioköstler für ein Gesundheitsrisiko hält. Dazu Getränke. Mate-Tee natürlich in den typischen Bechern, gelb gefärbtes und mit viel Zucker angereichertes Leitungswasser in Zwei-Liter-Flaschen, auch Refresco genannt, für die Kinder, eine oder mehrere Flaschen chilenischen Weins zum Mittagessen und eine Flasche Schnaps, die dann zum Kuchen die runde machen wird. Die eine oder andere Familie hat auch einen Ghettoblaster dabei. Denn was wäre ein lateinamerikanischer Familienausflug ohne Musik, ohne ein Tänzchen an Bord?

Wir Bewohner der Nordhalbkugel haben uns auch fein gemacht, haben uns als unerschrockene Explorer verkleidet, sind in unseren mit Bärentatzen verzierten nagelneuen Anoraks gefeit vor den Anfeindungen der wilden patagonischen Gletscherlandschaft.

Aber noch sind wir nicht so weit, noch gibt es weder Gletscher zu sehen noch tanzende Argentinier. Noch sitzen alle brav in ihren Sitzreihen, die so angeordnet und so eng sind wie die Sitzreihen in einem Jumbo-Jet in der Economy-Class. Dass über den Köpfen Monitore angebracht sind, auf denen eine Diashow mit Gletscherbildern in einer Endlosschleife läuft, passt dazu.

Nord-Europäer oder Nord-Amerikaner sind wenige an Bord. Die boykottieren Dampfer, auf denen die Bordsprache Spanisch ist. Wir deutsche Individual-Touristen sind da ganz anders. Wir haben die Lektion gelernt, dass an unserem Wesen die Welt nicht genesen will und mischen uns bewusst unter die Einheimischen. Da unser Spanisch aber schwach der argentinische Dialekt völlig fremd ist, schweigen wir, flüstern allenfalls verstohlen. Dass die Latinos aber auch so einen Krach machen müssen! Wir wissen, dass angesichts von in Wolken verschwindenden chilenischen Andengipfeln andächtige Ruhe angesagt ist, die Ruhe über allen Wipfeln, die uns unser Goethe verordnet hat. Die Latinos, die ständiges Plappern als Zeichen von guter Stimmung ansehen und am Lautstärkepegel das Maß an Lebensfreude ablesen, die Latinos deuten unser Schweigen als “mal humor” – schlechte Laune.

Wo soll die gute Laune auch herkommen? Draußen gibt es wenig zu sehen. Dunkle, kahle Berge, dunkelbraun-schwarze Ufer, kein Haus, Kein Baum. Eine tiefe, fast geschlossene Wolkendecke. An Deck ist der Wind, der jetzt noch durch den Fahrtwind verstärkt wird, nur mit Kapuze zu ertragen. Das Schiff kämpft sich vorwärts, vorbei an einem ersten traurigen, dreckigen Eishäuflein, vielleicht ein Meter lang, ein Eisberg-Rest, der keine große Lebenserwartung mehr hat. Kein Fotomotiv.

Endlich – einige Mitreisende haben schon das Mittags-Picknick ausgepackt und lassen die Weinflaschen kreisen – der erste richtige Eisberg. Alles türmt an Deck, jeder, buchstäblich jeder fotografiert. Der Kapitän tuckert langsam um das grünblau glitzernde Ding herum, immer näher heran, schließlich soll jeder optimale bilder machen können. Da alle 250 Mitfahrer von der gleichen Stelle aus fotografieren wollen, wird der Platz knapp, die Glücklichen, die eine freie Stelle in der ersten Reihe ergattert haben, werden an die Reling gequetscht. Macht nichts. Geschätzte 10.000 Mal macht es Klick, alle sind zufrieden.

Beim nächsten Eisberg, der noch größer, noch spektakulärer ist mit seinem Blau, das aus seinem Inneren heraus zu leuchten scheint, geht das Spiel von vorne los. Ich will ich vornehm aus der Drängelei heraus halten und bleibe auf der Seite des Schiffes, von der man den Eisberg kaum sehen kann. Kurze Zeit später dreht das Boot, jetzt bin ich in der ersten Reihe, werde von herüberströmenden Fotografierwilligen an die Reling gequetscht.

Erstaunlich schnell werden die Eisberge langweilig. Ein Passagier nach dem anderen verschwindet wieder im warmen Fahrgastraum, widmet sich seinem Picknick-Korb oder schaut sich die eben gemachten Fotos an. Die richtigen Technik-Freaks übertragen ihre Bilder sofort auf ihr Notebook, verschicken die besten Schnappschüsse per Email an die Lieben daheim.

See und Wolken, Berge und Eisberge ziehen derweil draußen fast unbemerkt vorüber, an Deck harren nur noch die wirklich Fotobegeisterten aus, die den Eisbergen mit mehreren Kameras und langen Teleobjektiven auf die Pelle rücken. Und natürlich die frischluftliebenden Raucher.

Das ändert sich, als der erste von drei Gletschern gesichtet wird. Größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte, dreckiger auch, gewaltiger in seiner millimeterweisen, unerbittlichen Fortbewegungsart.

Alles stürmt wieder an Deck, es klickt und klickt und klickt, die Sonne kommt ein wenig heraus, die Stimmung könnte nicht besser sein, Whiskey mit Gletschereis macht die Runde. So etwas bekommt man nicht jeden Tag angeboten, und so vergesse ich meine Regel, vor der Tagesschau keinen Drink zu nehmen, und greife zu. Der Alkohol verfehlt seine Wirkung nicht, vor allem bei mir, der ich nicht viel vertrage, erst recht nicht auf fast nüchternen Magen – wir haben natürlich keinen prall gefüllten Picknick-Korb dabei, sondern nur eine Rolle Kekse. Auch bei der Reaktion auf Alkohol im Blut unterscheiden sich Latinos von Nordmenschen. Während ringsum Lautstärke und Stimmung neue Rekordmarken erklimmen, verschlafe ich einen Gutteil der Fahrt zu den beiden nächsten Gletschern. Das Schiff tuckert so gleichmäßig, unter Deck ist es so wohlig warm, früh aufgestanden bin ich auch, wie soll ich da die Augen aufhalten? Und warum auch? Die Fotos sind im Kasten und die Gletscher, seien wir ehrlich, sehen doch alle irgendwie gleich aus.

© Fotos: Roswitha Mecke. www.roswitha-mecke.de
© Text: Martin Haeusler.  Rumgekritzelt

Wer noch nicht genug vom Eis hat, kann nach Lust und Laune in der Eisbibliothek der Buchfeen stöbern. Viel Spaß! 🙂

54 thoughts

  1. ob nun Gletscher IRGENDIWE alle gleich aussehen, lasse ich mal dahingestellt sein, ich kanns schlichtweg nicht beurteilen, weil ich noch nicht viele in meinem Leben sah und schon gar nicht freischwimmend auf dem Meer und überhaupt nicht in Patagonien… aber die, die ich gerade hier sehen durfte sind wunderschön- ich mag dieses Blau im Eis, und wie mir einmal jemand sagte, kommt dies vom Sauerstoff, der im Eis eingeschlossen wird, je mehr Blau, umso mehr Sauerstoff, so wird Magie zur Naturwissenschaft, nimmt aber nichts von der Schönheit des Anblicks.
    Liebe Roswitha und lieber Martin, da habt ihr beide einen tollen Artikel zusammengestellt, herzlichen Dank dafür und natürlich auch an Dina, die wieder einmal die Plattform dafür bereit gestellt hat.
    Ich wünsche euch allen von Herzen einen sonnigen Sonntag im Schlendergang und sende liebe Grüße aus dem SonnenWalde eure Frau Blau

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  2. Liebe Roswitha, lieber Martin,

    da muss ich der lieben Frau Blau Recht geben, ihr habt die Gletscher am anderen Ende der Welt nun wirklich nicht eintönig gesehen! Zum Glück. Ein wunderbares Farben – und Lichtspiel, dieses Blau sieht man bei uns nicht so oft, jedenfalls nicht in dieser Intensität.
    Vielleicht geht es bei uns in den Norden etwas ruhiger zu? 🙂 Hier wird nicht so viel getanzt und schweigsam sind wir auch.Die Geschichte habe ich geradezu atemlos gelesen, große Klasse Martin! Geschichte und Bilder ergänzen sich fein, beste Sonntagsunterhaltung.

    Liebe Grüße an Euch
    og en spesiell hilsen til min venninne Dina
    🙂
    Per Magnus aus Longyearbyen, heute ganz grau

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  3. … eintönig erscheinen sie nur dem, der sie leicht berauscht und immer wieder einnickend an sich vorüber ziehen lässt, da hast du natürlich völlig recht! LG und vielen Dank für die lobenden Worte, Martin

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    • Jaja, das habe ich schon verstanden. 🙂
      Ich denke, die Reise hat sich gelohnt, trotz den Strapazen.
      Ich bin nicht mehr der Jüngste und ich muss feststellen, ich bin nicht ganz so reiselustig wie früher. Gehe ich jedoch auf Reisen, ist es immer wieder toll und ich geniesse es.
      solche Reiseberichte, mit “gemischten Gefühlen” liest sich zu Hause am schönsten. Danke. 🙂

      Mit lieben Grüßen
      Per Magnus

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  4. Welche ein toller Reisebericht und sooo beeindruckende Fotos! Vielen Dank liebe Roswitha und lieber Martin. Liebe Frau Blau, ja, ich war auch verblüfft, die großen Gletscher Grönlands, Franz-Josef-Lands und Svalbards sehen ähnlich aus wie jene in Patagonien. Die Polargebiete ähneln sich, da sie beide gerade eine Eiszeit haben, die den gleichen Formenschatz (glazialer Formenschatz) hervorruft.
    Wirklich ein unterhaltsam geschriebener Reisebericht mit beachtlichen Fotos.
    Ganz liebe Grüße aus dem hochsommerlichen Norfolk
    Klausbernd

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    • Ja, das stimmt! Ein wirklich schöner Bericht. Ich fühle mich geehrt, Text + Bild in dieser Form, harmonisch und fein abgestimmt, präsentieren zu dürgen. Danke sehr, euch beiden. 🙂

      Lieber Klausbernd, jetzt freuen wir uns auf die Impressionen deiner Arktisreise! 🙂

      Liebe Grüße
      Dina
      leicht gestresst bei der Arbeit

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  5. Ein ganz toller Reisebericht, klasse geschrieben! Und hervorragende, beeindruckende Fotos! Eine absolut gelungene Zusammenarbeit ist das für uns, in der beides, die Fotos und der Text genug Raum finden und sich genial ergänzen.
    Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass uns gerade heute diese feine Abkühlung gerade recht kommt.
    Dank Euch!
    dm und mb

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  6. wahnsinnsbilder! sie haben eine unglaubliche kraft!

    im text spüre ich unsere (wertende) europäische sicht der dinge. und ja, ich ertappe mich, dass ich oft in ähnlicher konsumhaltung auf allerlei dinge zugehe. vielleicht eben darum vermeide ich, wann immer es geht, alle touri-kompatiblen angebote und gehe lieber auf eigene faust los?
    hier wäre ich, hätte ich die möglichkeit gehabt, allerdings auch mitgefahren. 🙂

    darf ich eine leise, wohlmeinende kritik loswerden? mich stört in diesem bericht diese subtile immmer-wieder-abwertung all der “nicht-deutsch-konformen” elemente als da wären schlimme taxifahrt, lärm und so weiter (arrogant? herablassend?). ich meine: wenn wir uns auf so ein abenteuer einlassen, gehört das einfach mit dazu. banal gesagt: andere länder, andere sitten.

    (ja, das sagt eine (mimose), die mit alledem ganz bestimmt auch so ihre probleme hätte und darum auch lieber in länder reist, die nicht so laut sind.
    oh je, darf ich das jetzt senden? alle voll des lobes und ich nicht, nicht ausschliesslich?)

    herzlich, soso

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    • Nein, ich finde es gut, wenn jemand Kritik äußert. Entweder loben oder die Klappe halten – die Einstellung finde ich nicht gut. Also, darf ich mich verteidigen? Das Gleiche ist mir nämlich bei einem Reisebericht vorgeworfen worden, den ich über Polen geschrieben habe, in dem ich ein wenig über den (mir aus zahllosen Besuchen sehr gut bekannten) polnischen Way-of-Life gefrozzelt habe. Ich denke mir: Warum soll ich ein Blatt vor den Mund nehmen und die Probleme&Schwierigkeiten fremder Länder mit dem Mantel des Schweigens bedecken? Ach, bei noch einem Reisebericht bin ich kritisiert worden, in einem Text über El Salvador, einem Land, in dem es erhebliche Sicherheitsprobleme für jeden Touristen gibt. Da hieß es dann, sinngemäß, wenn Du es haben willst wie zu Hause, dann bleibe doch zu Hause oder fahre an den Genfer See. Aber gerade bei El Salvador hatte ich es für wichtig gehalten, andere Reisewillige zu warnen, nicht auf die Versprechungen der Veranstalter reinzufallen oder auf die Berichte von Leute, die immer alles ganz easy finden. Aber ich bin ja auch ein Kölner und habe die kölsche Grundregel “Jeder Jeck ist anders” verinnerlicht. Ich sehe mich als Gletscher-Touristen und Gletscher-Konsumenten doch durchaus selbstkritisch, oder? Den Lärm an Bord habe ich auch nicht kritisiert, das ist vielleicht falsch angekommen: Ich habe uns selbst auf die Schippe nehmen wollen, die wir ängstlich und still Außenseiter bleiben, weil wir uns nicht trauen, bei der südamerikanischen Lebensart mitzumischen.
      Ich gehe auch viel lieber auf eigene Faust los – Stadtbesichtungstouren oder Führungen sind mir ein Greuel – aber leider kommt man an die Gletscher sonst nicht dran, vielleicht mit einer mehrtägigen Trekking-Tour mit Führer, aber – soweit ich mich erinnere – ist alles als strenges Naturschutzgebiet weiträumig abgesperrt, Wege oder gar Strassen gibt es nicht …

      Auf geht es in die Sonne! Gruß Martin

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    • Ich finde, der Zauber einer Reiseberichterstattung dieser Art liegt gerade in dieser milde selbstironische Haltung, der Leser erfährt, diskret natürlich, das was er nicht in einen Reisführer zu lesen bekommt. Amüsant, ironisch und niemals böse. Ein Berichterstatter muss eine gewisse Einstellung vertreten und gerne ein Spleen haben, sonst wird’s gähnend langweilig.

      Vor mehr als 20 Jahren verschlang ich einen Bericht nach dem anderen von Manfred Schmidt. “Mir Frau Meier durch die Wüste” – kennt das jemand? Sooo köstlich, mit spitzer Feder geschrieben. Martin, wenn du deine Feder noch schärfer spitzt, lesen wir es weiterhin mit größtem vergnügen.

      Vielleicht dürfen wir einen Bericht von- aus(?) Asturien bald lesen? Nach der Herbstreise? Ich würde mich freuen!

      Liebe Grüße in der Runde
      Dina

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    • “Mit Frau Meier durch die Wüste”, klar kenn ich das. Ein Klassiker vom Vater von Nick Knatterton. Frau Meier geht auch noch auf Kreuzfahrt. Eine Paradie auf den deutschen Touristen zum Totlachen – vielleicht würden eingie sagen “zum Heulen” 😉 Huch, wie political incorrect, da werden doch glatt die Deutschen diskriminiert 😉

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  7. Liebe Soso,
    ich glaube, die Qualität dieses Reiseberichts liegt gerade in der Wertung. Man kann nicht unwertend schreiben, schon allein deswegen, da jedes Denken wertend ist – das ist doch seine Stärke, eben die Unterscheidungsfähigkeit. Der Naive meint, unwertend zu schreiben, der Manipulierende gibt es vor. Martin steht in der Tradition literarisch-journalistischer Reiseberichte wie die von Theroux und Chatwin z.B., die den Standpunkt des Erzählers deutlich machen. Sie erkannten, wie viele Reiseschriftsteller, dass es eine Verleugnung wäre und auch unmöglich, nicht den Standpunkt seiner eigenen Kultur auszudrücken. Es kommt m.E. auf die Transparanz des Standpunktes an. Wenn sich Menschen in andere Kulturen hindenken wollen, geht das meistens schief und wird peinlich, es sei denn man ist Lawrence of Arabia. C.G. Jung schrieb, klug wie immer, darüber angesichts seiner Reise in Südafrika. Er betont, wie wichtig es ist, den Standpunkt seiner eigenen Kultur beizubehalten. Meine Erfahrung in Asien, Afrika und Südamerika ist, dass ich gut mit “Locals” auskomme, wenn ich Europäer bleibe und sie bleiben, was sie sind. Da findet dann ein Austausch statt. Ich finde Reiseberichte verlogen, bei denen der Autor für alles der anderen Kultur ein wohlwollendes Verständnis aufweist.
    Mit gefällt es, liebe Soso, dass du deine Meinung frei geschrieben hast. Das ist jwirklich ein Problem in Zeiten der Political Correctness über andere Kulturen zu schreiben. Ich glaube die große Reisende Alexandra David-Neill reflektiert in einem ihrer Reiseberichte auch darüber – allerdings weit vor diesen Zeiten politischer Korrektheit.
    Liebe Grüße vom hochsommerlichen Cley next the Sea
    Klausbernd
    Einen sehr perfekten Schriftsteller, der andere Kulturen vorstellt, ist Bill Bryson. Köstlich, wie er als Amerikaner die Engländer schildert und übrigens später als “Halbengländer” die Amerikaner. Der Clou liegt gerade darin, dass er seinen bewertenden Standpunkt nicht verleugnet.

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    • “Reif für die Insel” von Bill Bryson kann ich jeden Englandsreisender ans Herz legen. Wunderbar geschrieben und durch und durch mit Herz und Liebe zum Land geschrieben, gerade deswegen lacht man so herrlich mit. Er staunt, schüttelt den Kopf und möchte es nicht mehr missen.

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    • Liebe Petra,

      vielen Dank für den Hinweis mit Video. Ja, Bill Bryson ist genial. At Home haben wir auch zu Hause, wir lieben es! 🙂 Und Dich lesen wir auch sehr gerne! 🙂

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  8. Liebe Roswitha, Lieber Martin und auch meine liebe Dina –
    wieder ein tolle Zusammenarbeit!
    Text und Bild empfinde ich 1:1, wie eine innige, tiefe Beziehung, keiner versucht den anderen die Show zu stehlen, man steht zu einander, die Wirkung ist wunderbar. Martin, du wirst immer besser, dene Texte entwickeln etwas Kultiges.
    Herzlichen Dank und einen lieben Gruß aus meiner Sommerstuga in den Schären vor Stockholm
    Buchdame

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  9. Ein Reisebericht bringt mir wesentliche, individuelle Eindrücke, wenn der Author/Reisende auch klar seine persönlichen Eindrücke, Stimmungen, Gefühle, etc. der jeweiligen Orte/Routen schildert. Sonst könnte ich ja auch in Wikipedia nachlesen.
    Vielen Dank für die genialen Fotos und für die persönlichen Schilderungen.

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    • Das hast du wirklich schön, kurz und knapp auf den Punkt gebracht. So was Ähnliches wollte ich eigentlich zum Ausdruck bringen, jetzt kommst du aus Mexico herbeigeeilt und es stimmt. Was will man menr. Das Netz ist toll.
      🙂

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  10. Eine wunderbarer Reisebericht (ich habe mich über die selbstironische Art sehr amüsiert) und die herrlichen Fotos dazu, toll gemacht.

    Vielen Dank fürs Mitreisenlassen an Martin und Roswitha und an Dina, die den Rahmen dafür schafft. 🙂

    Ich lese selten Reisebreichte , eine der wenigen war “Mein Weg durch Himmel und Hölle” von Alexandra David Nèel (Klausbernd erwähnte sie). Aber genau der hat mich eher abgeschreckt weitere Reisebreichte zu lesen.

    Aber dieser Reisebericht hier ist so prima gerschrieben, das ich das Gefühl habe dabei gewesen zu sein, es lief ein Film im Kopfkino. 🙂

    Liebe Grüße, Szintilla

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  11. Booo, danke für die vielen warmen Worte. Da fängt das Eis ja an zu schmilzen ;-))” – Ihr macht mich glücklich, danke, – und einen kreativen Arbeitstag wünsche ich euch allen.

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  12. hm, ich war wohl beim Lesen auf dem ironischen kanal gestern taub 🙂 das bin ich zuweilen.
    danke, martin, dina und klausbernd für die rückmeldungen und schön, martin, dass du meine kritik angenommen hast.

    natürlich braucht es in einem bericht eine eigene meinung, denn sonst wird es langweilig. sie darf aber, finde ich, nicht auf kosten anderer, zumal wir diese ja nie wirklich begreifen, daherkommen. mühe habe ich dann mit meinung und mit ironie in reiseberichten, wenn wir uns selbst in einem fremden land als “richtig” darstellen und die anderen als “unterentwickelt” (das ist hier nicht wirklich der fall, nur am rande). sprich: über andere reden und schreiben ohne versuch wirklichwirklich dahinter zu sehen (das ist aber hier nicht der fall). etwas, das in der regel in der zur verfügung stehenden zeit, die wir als reisende haben, meist gar nicht möglich ist und auch nicht sein muss. und nein, klausbernd, anbiederung und anpassung finde ich auch nicht nötig, wir sollen auch als reisende uns selbst sein können. nur so ist echter interkultureller austausch doch möglich …

    gegen selbstironie habe ich gewiss nichts. ich habe sie in obigem text, aus genannten gründen, wohl einfach nicht erkannt …

    ja, klausbernd, die transparenz ist wichtig: was will der autor, die autorin wirklich rüberbringen?

    da dies mein erster bericht von martin ist, den ich las, habe ich keine vorgeschichte in bezug auf tradition und habe den text quasi als unbedarften neuling gelesen, einfach als das, was er war … obwohl das ja auch immer nur durch unsere ganz persönlichen brillen geht.

    jetzt aber einfach mal punkt. und liebe grüsse an alle
    soso

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    • Fein, danke für die ausführliche Rückmeldung – aber Du hast recht, den Schuh muss ich mir anziehen, ich neige von Zeit zu Zeit zu Arroganz, und dann ist es immer gut, einen auf den Deckel zu kriegen und sich in Demut zu üben …

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    • Weißt du, liebe Soso, ich lebe in einem Land, in dem es zum guten Ton gehört, sich über sich selbst lustig zu machen. Man macht sich auch gern mal über andere lustig, aber mehr augenzwinkernd als boshaft – eigentlich, rhetorisch gesehen, eine doppelte Brechung. Indem man sich über andere lustig macht, macht man sich zugleich, oft im kurzen Nebensatz oder entlarvenden Adjektiven, sich über sich selber lustig. Vielleicht wäre das eine mögliche Haltung für das unterhaltsame Schreiben von Reiseberichten und zugleich wäre es postmodern im Sinne des modernen Romans, indem solch eine Technik nicht vorgibt, Widerspiegelung von Realität zu sein, sondern ein subjektiver Blick auf das Andere.
      Ich hab`s da sozusagen einfacher, da ich, wenn ich heute Reisen unternehme, in unbesiedelte Gebiete fahre und über den Berg, das Eis, den See darf man sich mit aller political correctness lustig machen – es lässt sie sowas von cool.
      Was wäre denn deine Vorstellung, wie man zeitgemäß einen Reisebericht präsentieren kann, der spannend zu lesen ist und Information unterhaltsam vermittelt? Welche Erzählperspektive und Technik würdest du wählen?
      Herzliche Grüße vom Meer
      Klausbernd

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    • “über den Berg, das Eis, den See darf man sich mit aller political correctness lustig machen”
      – das glaube ich nicht. Landschaft, vor allem unberührte, hat längst den Status der Heiligkeit. Schreib mal einen Reisebericht, in dem Du Dich darüber beschwerst, dass es in Grönland kein “Kentucky Fried Chicken” gibt, das würden Dir alle um die Ohren hauen, auch wenn Du glaubhaft versicherst, Du wärst sonst von Hunger gestorben, weil du eine Allergie gegen Walfleisch hast …

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    • Auf einer Expedition in die Wildnis Alaskas beschwerten sich zwei Österreicher – oh sorry, dürfte ich das auch nicht sagen? – darüber, dass es keine ausgetretenen Pfade gäbe. Bei ihnen in Alpen gäbe es das längst. Etwas später fluchten sie, das sei ein Scheiß-Natur hier.
      Die Natur hat sich jedenfalls nicht gerächt, sie sind meines Wissens gut wieder zu Hause angekommen, jedoch die anderen drei Mitreisenden, die sie fürderhin nur noch mit Argwohn betrachteten. Da hast du schon recht, lieber Martin, das wurde als Gotteslästerung gesehen. Zum Glück waren wir längst oberhalb der Baumgrenze, sonst wäre das Holz für den Scheiterhaufen gesammelt worden.

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    • hach, da gebe ich jetzt doch auch noch meinen Senf dazu, ich denke, dass man alles beschreiben darf, was man sieht, hört, schmeckt und riecht, dass es in der Welt auch stinkende Fische und dumme Menschen gibt etc. sollte kein Geheimnis mehr sein, letztlich geht es wohl um die Wertung dabei und vielleicht ist dies das einzige, womit wir Schreibenden achtsam sein sollten- (genau, liebe Frau Blau… was sind denn dumme Menschen 😉 )
      ich bin auch seit meinen Jahren in Berlin etwas allergisch auf zu viel pc = political correct, wer hat den Maßstab gebaut, an dem dann plötzlich alle anderen gemessen werden?
      Sehr eindrücklich hat dies einmal eine Farbige in ihrer Dokumentation beschrieben, als sie sagte, dass für sie der Rassismus schon da anfängt, wenn jedeR Weiße meint sie
      anlächeln zu müssen…
      und…. wenn ich laut feiernde Menschen beschreibe, dann sind es eben laut feiernde Menschen nicht mehr und nicht weniger…

      Frau Blau wünscht allen einen sonnigen Tag und grüßt aus dem blau behimmelten schwarzen Walde

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    • Das wünsche ich dir auch ,liebe Frau Blau,
      Feenhauch an Dich von uns allen### und vielen Dank für deine klugen Worte.

      Ich halte heute hier die Stellung, Dina muss heute so viel besorgen, entsorgen – dafür geht sie heute mit uns ins unserem Lieblingskino Rex “Siddhartha” gucken.

      Deine Sirifee

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  13. Gehöre auch zu einer Erstleserin Deiner / Eurer Reisebeschreibung, habe Sie schlicht u. ergreifend super gefunden. Aber Hallo, würde Dina sagen, Rheinländer , besonders Kölner können sich wunderbar selbst “auf die Schippe” nehmen.Bei mir läuft es völlig Andersherum, ein Bericht, ohne liebevolle Wertigkeit,signalisiert mir: Derjenige war nicht bereit,sich mit Land und Leuten auseinanderzusetzen.
    Was ich ein gepflegtes Vorurteil finde: Ih,gitt, bloß nicht mit einer Reisegruppe( Gruppengr. 5-6 Pers.) Kann dazu nur sagen,ohne diese, wäre ich vor über 20 Jahren nicht ins Innrere von China gelangt und “mein geliebtes Bhuthan” hätte ich bis heute nicht bereist.

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    • Tantchen, das stimmt ganz genau!
      Meine Schwester Selma und ich lieben es in kleine Buchfeengruppen mit einem kompetenten Leiter uns die Bibliotheken dieser Welt anzuschauen. Weißt du was? Im November besuchen wir eine ganz besondere Bibliothek, the long room in Trinity College in Dublin. Kleine Gruppen bieten oft mehr Möglichkeiten, man erreicht nur in der Gruppe beondere Orte dieser Welt. Der Master war auch nicht ganz allein in der Arktis unterwegs.

      Schönen Tag dir, es war sehr schön dich gestern getroffen zu haben und wir sind sooooo gespannt auf deinen Reisebericht, du weißt, den in der etwas größenen Runde. 🙂

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    • Gruppen finde ich meist fürchterlich. Allerdings in die Hoch-Arktis kommt nur ein Mutigerer als ich allein. Mit kleinen Gruppen von Wissenschaftlern , max. 20, finde ich es auf einer Expedition ohne weiteres noch angenehm. Die haben alle Erkenntnisinteresse. Allerdings bei Ferienreisen da ist`s ganz anders. Mit dir und Dina durch die Niederlande zu reisen, fand ich super. Das war besonders, sonst fahre ich am liebsten zu zweit – übrigens alleine reise ich gar nicht gerne mehr.
      Liebe Grüße
      Klausbernd

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    • da schreibst du was, lieber Klausbernd, in jungen Jahren bin ich am liebsten alleine durch die Länder getrampt, wobei man dann ja auch nicht wirklich alleine ist, weil es ja immer FahrerInnen gibt, die einen auflesen… öhm ja, aber des Nächtens und an manchen Stillstandtagen bin ich eben liebend gerne alleine herumgestromert… auf meiner letzten alleinigen reise auf die Lofoten hatte ich auf einmal genug davon mir ständig selbst zu erzählen was ich sah, hörte etc. und wiiiiie schöööön es doch ist… und seitdem war ich wirklich auch nicht mehr alleine unterwegs…
      mit Reisegruppen habe ich überhaupt keine Erfahrung, aber so kleine, mit gleichem Interessengebiet könnte ich mir gut vorstellen-

      so, und nu ab ins Bett, isch habbe Rücken… irgendeine doofe Bewegung heute Morgen beim gärtnern und zack… und dann noch 5,5 Stunden Kachellaufen, das war nicht so dolle

      viele liebe Grüße an dich und auch an alle Buchfeen und an Dina… Siddharta… -m- als Film? vielleicht magst du ja berichten?

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    • Liebe Frau Blau,

      gute Besserung wünschen ich und die noch schlummernden Buchfeen dir!

      “Siddhartha”:

      Als der Abspann lief, dachte ich, der Film wäre besser ohne die Shauspieler, oder die hätten einen Stummfilm daraus gemacht. Verklärt verfiltert schön, weit ab der Wirklichkeit habe ich den Film als eine verschönte Hochglanzbilderstory empfunden. Die Kamera und die Musik spielten für mich die Hauptrolle, die Schauspieler kannst du vergessen, die Dialoge hölzern, der Ablauf unschmeidig.
      Wenn ich das Buch nicht gekannt hätte, naja:-) Der Weg ist das Ziel. Der Film kann man durchaus als ein Zeitdokument sehen, das hatte ich jedenfalls vorm Film gucken gelesen. Wenn nur nicht das Gesprochene wäre. Ich habe schnell die Lücke zwischen dem Gezeigten und dem Gesprochenen entdeckt und habe beschloßen die wunderschöne Fotographie und die gute Musik zu genießen. Hätten die Bollywoodschauspieler bloß die Klappe gehalten.:-)

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  14. Guten Morgen 🙂

    was für ein Start in den Tag ..mit einem solch beeindruckenden Fotobericht einer ganz gewiß unvergeßlichen Reise. Ich mag die feine Ironie in der Detailschilderung, und die kontrastreichen Bilder, die in meinem Kopf entstehen .. und bin begeistert von den Fotos. Diese Farben – phantastisch!

    Danke sehr an den Autoren und die Fotografin fürs Teilhaben-Lassen 🙂

    liebe Grüße,
    Ocean

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  15. Was ein für HAMMERABGEFAHRENES BLAU !!!!

    Je voudrais bleu aussi, mais attention: pas rond ! D’accord …. Echt fett die Fotos !

    Bye, bye – euer lichtbildwerfer

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